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2:4-Rückstand in der Nachspielzeit aufgeholt!

Offenbar werden insbesondere Torhütern die Startelf-Premieren bei der "U23" besonders schwer gemacht. Im Vorjahr musste Niklas Rudolph in seinen ersten beiden Spielen es gleich sechs (!) mal einschlagen lassen. Mit 2:3 ging sein erster Einsatz verloren und im nächsten Spiel gab es einen satten 0:3-Rückstand, der immerhin noch gedreht wurde. Nun sollte es auch Malte Engel in seinem ersten Punktspiel leider nicht viel besser ergehen. Dabei war die Startelf gerade mit Blick auf das Debüt ausgerichtet worden. Schließlich sollte der 2004er (der eigentlich sogar noch U19 spielen könnte) bei der Premiere mit einer eingespielten Defensive agieren, die üblicherweise nicht viel zulässt. Da kurzfristig Sascha Krause und Marius Koch krank ausfielen wurde es allerdings im offensiven Bereich wieder einmal eng. Außerdem sollten Marc-André Böhme und Luis Hessenmöller wenn möglich geschont werden. Neudeutsch: "Individuelle Belastungssteuerung"! Somit sollte erstmal Sven Netzlaff in ungewohnter Position die Fäden ziehen. "Auf dem Papier" eigentlich ein durchweg solides Vorhaben. In der Praxis zeichnete sich aber früh ab, dass der Spielverlauf leider nicht mitspielen würde.

 

Dabei sah zunächst alles gut aus. Klar, die sensible Abstimmung zwischen Torhüter und Vorderleuten war noch kein Automatismus ... aber auch kein wirkliches Problem. In der 15. Minuten steht dann Kapitän Clauer freistehend für die Führung parat. Doch ein Blitzreflex des SG-Keepers verhindert den Einschlag. Und keine Minute später geht der ganze Plan mit einem Doppelschlag förmlich "den Bach runter". Ein ungewöhnlicher Patzer im Abwehrverbund sorgt für einen freien Zugang auf das MTV-Tor und auch Engel kann es nicht aufhalten. 0:1. Kurz darauf nutzt Estetal ein Missverständnis. Ein Heber führt zum 0:2 (18.). Natürlich verbreitete sich nun auf dem ganzen Platz entsprechende Unsicherheit und die noch nicht eingespielten Maßnahmen wirkten sich verstärkend aus. Engel sowie das Außennetz verhinderte sogar das mögliche 0:3. Die Trainer mussten reagieren. Also kam Böhme doch. Für ihn machte mit Lennard Gevers zunächst ein Verteidiger Platz, der bis dahin eigentlich ganz ordentlich im Spiel war. Das war natürlich persönlich ärgerlich. Aber jetzt ging es erstmal darum, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Der erfahrene Netzlaff verstärkte dazu die Spielsicherheit fortan wieder von seiner angestammten Position.

 

Es folgte die bis dahin beste Phase der MTVler. Der Ball lief jetzt besser und die Abläufe kamen wieder. Nach Eckballvariante von Jannik Pahl verkürzte Clauer. 1:2 (32.). Genug Zeit. Der Ausgleich lag in der Luft. Nur haarscharf zischte ein Ball vom Kapitän am Winkel vorbei und Böhmes Solo soll Abseits gewesen sein. Spätestens jetzt nahm die Härte der Gastgeber unangemessene Formen an und die auf beiden Seiten "lange Leine" des Schiedsrichters begann sich für die Höllenberger Knochen leider zu rächen. Weder ein Nachtreten an Janning Dreusicke noch mehrere "Kamikaze"-Grätschen wurden geahndet. Stattdessen ein vermeintliches Halten von Serhat Ataykaya vor dem Strafraum. Gelb. Vorsichtshalber musste nun also auch Luis Hessenmöller ins Spiel, um ja keine Situation für eine Gelb-Rote Karte aufkommen zu lassen. Mit 1:2 ging es in die Pause. Natürlich mit der festen Überzeugung, das Spiel zu drehen. Doch es war wie verhext. Ein direkter Freistoß zappelte kurz nach Wiederanpfiff gleich wieder im Netz. 1:3 (48.). Nur wenig später verkürzte jedoch erneut Clauer (50.). Doch ab jetzt wurde es ein wirklich wildes Spiel, weil die Gastgeber sämtliche Register erlaubter und unerlaubter Methoden zogen, um im Spiel zu bleiben. Es hagelte förmlich Gelbe Karten für die Heimelf. Spielerisch wurde es immer schwieriger. Ein Konter führte fast zum sicheren 2:4. Die MTVler mussten sich wehren, behaupten, die Defensive noch weiter öffnen und in die Köpfe kommen. Es kam daher zu einem ungewöhnlichen Wechsel. Malte Engel sollte bei seinem Debüt auf keinen Fall jetzt noch einen weiteren Treffer per Konter kassieren müssen. Niklas Rudolph ging in den Kasten. Insbesondere sollte aber genau seine präzise Spieleröffnung ein weiteres Mittel sein, um die Defensive der Estetaler notfalls auch mit der "Brechstange" zu knacken.

 

Doch zunächst setzte es den befürchteten Konter. Und auch Rudolph konnte das 2:4 nicht verhindern (73). Aber die MTVler gaben sich noch nicht geschlagen. Viele der Spieler haben seit der Jugend gemeinsam hunderte von Matches gespielt und wissen, dass zusammen immer etwas geht. Beim Stand von weiterhin 2:4 in der 89. Minute wurde es allerdings dann wirklich schwer, noch daran zu glauben. Aber in dem Augenblick windet sich Böhme irgendwie nochmal durch und legt auf den eingewechselten Ole Schmerbitz ab, der eiskalt zum 3:4 abschließt. Der Schiri zeigte - bei nunmehr strömenden Regen - vier Minuten Nachspielzeit an, die zunächst torlos verstreichen. Doch Marvin Neven holt eine letzte Ecke raus, die der zwischenzeitlich wieder eingewechselte Gevers perfekt servierte. Luis Wedemeier kann hart bedrängt den Kopfball auf die lange Ecke platzieren wo der einlaufende Luis Hessenmöller dem Ball sicherheitshalber den letzten Stoß versetzt. Ausgleich. 4:4. Abpfiff. Wahnsinn. Natürlich war es verdient. Vier Gegentreffer dürfen so nicht passieren. Klar. Aber die Feuertaufen neuer Keeper stehen in Luhdorf offenbar unter einem besonderen Stern. Immerhin bleiben solche Spiele unvergessen (siehe oben). Am Ende wurde die wirklich bemerkenswerte Team-Moral jedoch nicht nur mit dem einen Punkt belohnt, sondern: Als die Ergebnisse der anderen Plätze über "den Ticker" kamen, zeigte sich, dass auch die Konkurrenz überraschende Federn gelassen und teilweise sogar verloren hatte. Also, einmal tief durchatmen ... .