Das Wetter sah nach "goldener Oktober" aus. Da sollte das anstehende Spiel gegen die Bezirksligareserve vom SV Bendestorf nicht nachstehen. Zumal der Herbst eine ganze Reihe von Verfolger- und Spitzenduellen für die "U23" mitbringt. Das 0:0 in Tostedt vor einer Woche war da nur der Anfang. Nun kam der Tabellenvierte an den Höllenberg. Und der hatte im Frühjahr gerade erst die "Erste" an gleicher Stelle mit 1:4 "in den Senkel" gestellt. Man war gewarnt. Und die Elf setzte mal wieder ein Zeichen des besonderen Mannschaftsgeistes. Diesmal in Form von Lukas Blödorn. Denn weil das Personal im zentralen Mittelfeld bzw. der Innenverteidigung sehr knapp war, machte sich Blödorn am Morgen extra für dieses Spiel per Zug aus seinem Studienort Flensburg nach Luhdorf auf und kam tatsächlich rechtzeitig an. Genau dieser Einsatz und Zusammenhalt macht dieses junge Team aus und setzt besondere Leistungen frei. Zumal sich das Trainerteam nun erlauben konnte, starke "Reserven" zunächst vorzuhalten und die Startelf im Höchsttempo "von der Leine" zu lassen.
Und die legte dann auch - anders als beim 0:0 in der Vorwoche - gleich in bester Manier los. Schon nach einer Minute brachte Marius Koch fast die Führung über die Linie. Und der Druck ließ nicht nach. Beide Flügel funktionierten von Beginn an und Lennard Gevers sowie Jannik Pahl schoben mächtig an. Gerade Pahl legte defensiv wie offensiv eine klasse erste Hälfte hin. Sein Eckball führte zum 1:0. Leo Clauer traf (8.). Nur wenig später bediente Pahl seinen Kollegen Marc-André Böhme im Strafraum, der in unnachahmlicher Bewegungsfähigkeit den Verteidigern das Nachsehen gab. 2:0 (16.). Nach dieser Sturm- und Drangphase fingen sich die Gäste und legten ihrerseits eine hohe Laufbereitschaft an den Tag, um wieder ins Spiel zu kommen. Das zentrale Mittelfeld des MTV musste dies mit viel Defensivarbeit kompensieren und die Innenverteidigung um Luis Wedemeier und Serhat Ataykaya musste höllisch aufpassen. Die Gäste spielten nun im "offenen Visier" mit und zeigten gute Szenen. Ein Anschlusstreffer schien möglich und fiel dann durch ein Missverständnis in der ansonsten guten Abwehrarbeit (33.).
Sofort "zauberte" aber der MTV jetzt planmäßig seine ersten "Reserven" aus dem Hut. Blödorn ersetzte Hendrik Arndt, der seit Monaten eine verlässliche Konstanz im Mittelfeld der Luhdorfer darstellt und der etwas Pause vor den anstehenden Wochen sichtlich gut gebrauchen konnte. Außerdem kam Routinier Sven Netzlaff ins Spiel, der manch bezirksligaerfahrenen Gegenspieler gut kannte und so das Spiel beruhigen und ordnen sollte. Beide Wechsel passten sofort. Der frische Blödorn lief wieder alle Passwege und Lücken im Mittelfeld zu und die Offensive der Gäste verlor an Intensität. Durch die Ballsicherheit von Netzlaff rückte die Heimelf wieder effektiver nach. Insbesondere Marvin Neven arbeitete mit bemerkenswerten Sprints über den rechten Flügel wieder Chancen raus. Und dann klaute Böhme einen Ball und tauchte frei vor dem Kasten auf. 3:1 (44.). Entsprechend gut gelaunt ging der MTV in die Halbzeit.
Der Rest des Spiels war - aus Luhdorfer Sicht - dann passend zum Wetter: Pure Spiellaune sowie einstudierte Abläufe. Perfekt dokumentiert durch das 4:1 von Sascha Krause (51.). Eine Ecke von Netzlaff kam "auf den Punkt" und Krause lies sich den Treffer nicht nehmen. Keeper Niklas Rudolph blieb jetzt weitgehend beschäftigungslos, weil seine Vorderleute alles aufsaugten und auch im Spielaufbau fehlerfrei agierten. Nach einer Stunde bekamen die Zuschauer fast ein Tor des Monats zu sehen: Wieder kam eine Ecke von Netzlaff in die gewünschte Zone. Diesmal nagelte Krause die Kugel aus etwa 14 Meter halbrechte Position volley Richtung des langen Torwinkels. Ganz klar... in jeder Sportschau der Welt wäre der Treffer zeigenswert gewesen. Doch: Das Leder krachte an den Innenpfosten und flog ... wieder raus. Wie schade. Immerhin schalteten die Mitspieler schnell und am Ende war es wieder Böhme, der die tolle Szene zumindest noch zählbar zum 5:1 veredelte (64.). Aber kurz darauf bekam auch Krause noch seinen Moment: Der sehr gute Schiri entschied an der Strafraumkante auf indirekten Freistoß und JEDER Luhdorfer ahnte, dass nun eine einstudierte Variante folgen könnte. Und tatsächlich: In einer Kopie des Treffers gegen den BFC vor zwei Wochen liefen Ablauf und Finte identisch ab und der Ball schlug flach ein. 6:1 (67.).
Das war natürlich die Entscheidung. Zumal die Luhdorfer mit Jobmann und Weseloh zwei weitere "Reserven" in die Partie gebracht hatten und das Tempo somit weiter hochhalten konnten. Es folgten auch weitere sehenswerte Spielzüge. Doch vor dem Kasten übertrafen sich die MTVler fortan im Auslassen hochkarätiger Chancen. Was aber somit auch dafür sorgte, dass das Spiel für die Gäste nicht völlig unter Wert ausging. Der Spielstand machte es zudem möglich, dass nach seiner langwierigen Verletzung aus dem Pokalendspiel und wochenlanger Pause auch Steve Schmidt noch zu einem Comeback kam und somit in den kommenden Wochen Stück für Stück wieder zu einer weiteren Alternative im Abwehrverbund der "U23" aufgebaut werden kann. Wellcome back, Steve.