Gewünscht war ein erster echter Test mit Praxisbezug und Fingerzeig. Zu Gast am Höllenberg der SV Ilmenau und damit ein ambitionierter Kreisligist mit einem Trainer, der anspruchsvolle Ziele verfolgt und entsprechend spielen lässt. So die Hoffnung und Erwartung der MTV-Coaches. Und so war es auch. Die Gäste "lieferten" schnell, wirbelten die Luhdorfer in der Anfangsphase gehörig durcheinander und gingen auch früh mit 1:0 in Führung (16.). Verdient. Auf geradezu jeder Position schienen die Gäste individuell überlegen. Zudem kombinierten sie auch noch sehenswert. Dazu kamen (verständliche) Abstimmungsprobleme und Fahrlässigkeiten der MTVler, sodass der Rückstand auch höher hätte ausfallen können. Und was hielten die Höllenberger dagegen? Zunächst hauptsächlich ihren Torwart, Niklas Rudolph, der gleich auf Betriebstemperatur war und mehrfach glänzend abwehrte. Ansonsten stand die identische Startelf der Vorwoche auf dem Rasen. Ergänzt lediglich mit Jannik Pahl als gelernten Linksverteidiger. Dafür Henri Manewald mal ungewöhnlich als Joker auf der Bank. Schnell musste diese Elf nun gemeinsam eine Lösung finden und sich dem im Vergleich zur Vorwoche abrupt höherem Niveau anpassen ... oder untergehen.
Am besten das eigene Offensivspiel beherzigen. Denn ein offensiver Gegner lässt dem eigenen Spiel endlich auch Räume, die es in den Kreisklassenspielen der letzten Jahre schließlich nie gab. Es war an der Zeit im eigenen Ballbesitz mutiger zu werden und dass sich die ganzen ehemaligen JFV-Kicker an ihre früheren Zeiten erinnerten, wenn es gegen Verden oder Stade ging. Und dann blitzte dieser Augenblick prompt mal auf: Über die rechte Seite kombinierten Bilal Ballout und Sascha Krause in Bedrängnis gut heraus und lösten dann zentral auf Marc-André Böhme auf, der sich ideal abgesetzt hatte. Der Rest lief wie am (Trainings-)Schnürchen und war kaum noch zu verteidigen. Böhme gab auf den linken Flügel weiter, wo Ole Schmerbitz mit Tempo den direkten Weg zum Tor suchte, das Duell gegen seinen Verteidiger flink gewann und in die richtige Zone servierte. Dort war von rechts Felix Köppe unbemerkt aus dem Rücken der Verteidiger eingelaufen und ... hielt den Fuß hin. 1:1 (22.). Nicht der Ausgleich an sich, sondern die Art und Weise zeigte beim MTV-Team Wirkung. Aber auch für die Gäste war es eine kleine Zäsur. Die anfänglich glasklare Überlegenheit relativierte sich allmählich. Wenngleich der SV in der 30. Minute erneut in Führung ging. Der klasse Heber über Rudolph hinweg unterstrich nochmal die individuelle Qualität der Ilmenau-Kicker.
In dieser Phase nutzten die MTVler erstmals ihre neu gewonnenen Varianten von der Bank und reagierten auf die Zielzonen des Gästeangriffs. Henri Manewald setzte als Rechtsverteidiger ganz andere Akzente als Lennard Gevers. Und Aaron Dronka tat dies in ähnlicher Weise auf links. Davor ersetzte Baran Büyüksahin den überzeugenden Ole Schmerbitz und hielt die Intensität dort hoch. Allmählich kam man auf Augenhöhe. Das drückte Marc-André Böhme in der 35. Minute auch in Toren aus, indem er per Flugkopfball eine schnelle Hereingabe von Sascha Krause zum 2:2 ins Netz brachte. Auch ein schicker Treffer. Mittlerweile bekamen auch Hendrik Arndt und Bilal Ballout die taktisch bedingten Unterzahlsituationen im zentralen Mittelfeld besser kompensiert. Zur Pause war dennoch klar, dass man dort "eigentlich" die Grundordnung verändern müsste. Da es allerdings ein Testspiel ist und dies dann zulasten der eigenen guten Offensivbesetzung gehen würde, kam mit Tobi Engel stattdessen ein frischer Mittelfeldakteur und mit Luis Wedemeier für Serhat Ataykaya ein anderer Spielertyp für die Innenverteidigung. Zusammen mit Cedric Schulenburg sollte er ruhig mutig nach vorne verteidigen und so das Mittelfeld unterstützen. Der SV-Trainer muss wohl ähnliche Überlegungen zur Spielberuhigung angestellt zu haben, da der SV nach dem Wechsel seinen prägenden Aufbauspieler in die eigene Innenverteidigung zurückbeordert hatte.
Die Veränderungen auf beiden Seiten sorgten nun für einen gänzlich anderen Spielcharakter. Die Höllenberger waren im Spiel angekommen und kombinierten bis zur 80. Minuten recht ballsicher. Die neu formierte Abwehrlinie ließ sich nur noch selten überspielen und im Mittelfeld herrschte personelles Gleichgewicht. Das Spiel war nun komplett ausgeglichen. Mit dem eingewechselten Ozan Özmen blieben die Angriffe der Luhdorfer potenziell gefährlich. Die Gäste starteten ebenfalls aussichtsreiche Versuche. Das nächste Tor gelang aber der Heimelf, als Özmen entwischt war und im Strafraum in Kontakt mit dem Gästekeeper geriet, was zum Strafstoß führte. Krause verwandelte sicher zum 3:2 (76.). Kurz darauf verstärkte Marvin Bodenstein die Defensive. Die Gäste, die anfangs auf einen sehr leichten Gang hoffen konnten, lagen nun im Rückstand. Logisch, dass dies das Spiel nochmal munter machte und die Ilmenauer mit Macht auf den Ausgleich drängten. Mehrfach stand jetzt wieder Keeper Rudolph im Mittelpunkt. Zunächst parierte er einen Strafstoß der Gäste und auch in der hektischen Schlussphase hielt er seinen Kasten mit viel Geschick und etwas Glück sauber. Schließlich kratzte Özmen noch eine Chance von der eigenen Linie ... und dann war Feierabend. Natürlich wäre auch ein anderes Ergebnis in Ordnung gewesen. Und dennoch haben sich die Luhdorfer nach anfänglich schweren Stand als Lohn für einen beherzten und engagierten Auftritt auch das 3:2 durchaus verdient.