Dass die Luhdorfer Trainer die Pokalpartie als Teil der Vorbereitung betrachten, konnte man bereits der Startaufstellung entnehmen. Rund 10 potenzielle Startelfkandidaten waren nicht im Kader. Darunter erfahrene Kicker wie Jannik Pahl, Bilal Ballout, Ozan Özmen oder Janning Dreusicke. Dafür gaben die zwei 18jährigen Baran Büyüksahin und Kjell Harden ihr Startelfdebüt und besetzten die Flügelpositionen. Natürlich sichtlich mit etwas Anfangsnervosität. D´rum herum waren allerdings genug eingespielte Kräfte aufgestellt. Umso ärgerlicher, dass man sich mit dem ersten Angriff sofort den 0:1 Rückstand einfing (4.). Unnötig, weil in dem Moment mit "Handbremse" verteidigt wurde. Danach agierte die Abwehrlinie um Serhat Ataykaya und Lennard Gevers allerdings bis zur Pause ohne Fehl und Tadel und ließ nicht mal einen weiteren Torschuss der Gastgeber zu. Auch die Vorderleute zogen sichtlich das Spiel an sich. Gerade in der ersten halben Stunde lief der Ball oft gut. Mit variablen Angriffszügen und vielen Positionswechseln agierten die Höllenberger spielerisch klar überlegen. Der Ausgleich fiel quasi zwangsläufig. Wenngleich die MTVler einen glücklichen Strafstoß dazu benötigten, den Leo Clauer sicher verwandelte (18.). Bis zur Pause verpassten die Blau-Weißen die längst fällige Führung durch ungenügende Chancenverwertung. Clauer (2x) und Schulenburg verpassten nahezu freistehende Großchancen.
Trotzdem war das 1:1 zur Pause eine gute Ausgangspositionen. Unabhängig vom Spielstand wurden die vorher definierten Wechsel umgesetzt. Ein weiterer U18-Zugang, Kjell Meyer, verstärkte die Offensive. Dazu gab Routinier Sven Netzlaff nach langer Verletzung sein Comeback und sollte aus der Defensive noch mehr anschieben. Es folgte nach der Pause eine sehr gute, flüssige Phase der Gäste. Hendrik Arndt und Clauer dominierten das Mittelfeld komplett und Sven Netzlaff sowie Henri Manewald leiteten über die Flügel ständig gute Angriffe ein. Mit erneut riesigen Chancen. Den wohl schönsten Spielzug brachte Büyüksahin mit guter Direktabnahme leider nicht im Tor unter. Es folgten weitere Großchancen von Manewald, Marc-André Böhme und Schulenburg. Die TSVler kamen kaum zum Luft holen. Stattdessen schon zu 6 Gelben Karten. Schließlich folgte in der 57. Minuten dann ein Platzverweis plus ein weiterer Strafstoß. Wenn es schon aus dem Spiel nicht klappte, dann ergab sich so für die Gäste die maximale Chance zur Vorentscheidung. Doch nun ging rund 10 Minuten für die Luhdorfer förmlich alles schief! TSV-Keeper Geiser parierte den Strafstoß plus den Nachschuss. Im Vertrauen auf die eigene Führung hatten die MTVler zudem die Restverteidigung nicht richtig gestellt. Der TSV Stürmer brach durch, ging an Malte Engel vorbei und traf. Statt eigener Führung nun also ein völlig blödes Tor zum erneuten Rückstand. Da fehlte es an Cleverness.
Das zeigte Wirkung und steckte den Luhdorfern nun etwa 10 Minuten in den Kleidern. Es folgten zwei weitere Konter der Steller und zwei weitere Gegentreffer. Ab der 67. Minute stand es also 1:4. Nur vier Torschüsse führten zu vier Gegentoren. Bei der gleichen Effizienz hätte es jetzt 8:4 stehen müssen. Der Rückstand war ein Witz. Dazu kam der minutenlange Torjubel der Gastgeber einer Demütigung gleich. Das Ding in knapp 20 Minuten nochmal zu drehen, schien aussichtslos. In dieser Lage die Fassung zu bewahren war maximal schwer. Doch genau das nutzten die Höllenberger um nochmal zurückzukommen. Man behielt die Fassung, setzte die Anordnung der Coaches geschlossen um und fand die zuvor gute spielerische Linie wieder. Ausschlaggebend dabei, dass von der Bank erstaunlicherweise nicht offensiv gewechselt wurde, sondern mit Luis Hessenmöller und Marvin Bodenstein eine neue Innenverteidigung ins Spiel kam. Die waren nicht so sehr vom Spielverlauf beeinflusst und man konnte ihnen gut mitgeben, wie sie den Spielaufbau gestalten sollten. KEINE langen Bällen. KEINE Brechstange. Die Steller waren erkennbar so müde, dass man es unbedingt spielerisch über die Mitte nach Außen kombinieren sollte. Dafür waren auch die richtigen Spieler auf dem Feld. Mit den beiden frischen Innenverteidigern war außerdem das Konterspiel der Gäste von da an "an die Kette gelegt". Mit Tobi Engel kam zudem ein frischer Midfielder.
Alle Maßnahmen griffen gut. Die Luhdorfer waren zumindest optisch wieder im Match. Und - ob man es glaubt oder nicht - irgendwie hatte man auf und neben Feld nicht das Gefühl, dass das Spiel entschieden ist. Auch den Gastgebern merkte man dies an. Jetzt fehlte nur noch ein Tor. Es dauerte bis zur 81. Minute. Da gab es den nächsten Strafstoß nach Foul an Schulenburg. Sascha Krause, der immer agiler wurde, verwandelte zum 2:4. Nur Ergebniskorrektur. Man brauchte den Anschlusstreffer. Netzlaff zielte zu gut und traf ... die Latte. Meyer knapp am langen Pfosten vorbei. Die Zeit verstrich. Vielleicht deswegen unternahm Clauer den Versuch, den zu weit vor dem Tor platzierten TSV- Keeper mal aus 40 Metern zu überraschen. Klappte! Herrliches Tor. 3:4 (90.). Jetzt rächte sich der lange Torjubel der Steller. Der Schiri zeigte 5 Minuten Nachspielzeit an und irgendwie war da fast allen schon klar, dass dies den Luhdorfern reichen könnte. Krause zog aus 20 Metern mutig ab, traf nicht hart aber platziert den Innenpfosten ... es dauerte gefühlte Stunden, ehe klar war, dass Clauer zum Abstauber rechtzeitig vor dem Abwehrspieler an den Ball kommen würde. Umso schöner als die Kugel zum 4:4 im Netz lag (90.+5-). Übrigens: HOCHVERDIENT. Jetzt hatten die MTVler alle Trümpfe in der Hand. Mit diesem Spielverlauf gewinnt man in der Regel auch das Elfmeterschießen. Gerade dann, wenn man mit Malte Engel auch noch einen bekanntermaßen echten Elfmeter-Killer im Kasten hat. Gleich den ersten 11er konnte er prompt parieren. Das war´s mental eigentlich schon. Die Höllenberger Krause, Meyer, Böhme und Bodenstein trafen alle sicher und das Pokalspektakel war mit 8:5 entschieden.