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1:0 + 1:3 = 5:4! MTV-Spektakel in Fleestedt.

"Da brauche ich ja kein Jochen Schweizer-Abo ... Eure Kreisligaspiele sind mir schon aufregend genug," sagte nach der Partie ein Luhdorfer Stammgast lustig und treffend zum ersten Auswärtsauftritt unserer Aufsteiger. Und tatsächlich bekamen die Zuschauer bei besten Wetter von beiden Teams einiges geboten. Die Luhdorfer Coaches hatten das Team gut auf den Gastgeber eingestellt. Zwar wollte man selbst aktiv sein. Dennoch passte man einzelne Positionen gezielt auf das Profil des TuS Fleestedt an, das man per Spielbeobachtung in der Vorwoche wahrgenommen hatte. Besonders auf die enorm flinke linke Seite des TuS stellte man sich ein. Und auch auf die häufig gewählte lange, diagonale Spieleröffnung. Schon wegen seiner Größe und Schnelligkeit rückte Luis Hessenmöller daher wieder in die Startelf. Ebenso wie Baran Büyüksahin und Felix Köppe. Beide sollten mindestens 30 Minuten lang ihr hohes Tempo ausspielen und Dribblings wagen. Aber auch stark mit zurück arbeiten, um Jannik Pahl und Henri Manewald gegen den Ball zu unterstützen und das Flügelspiel der Gastgeber zu unterbinden. Im Zentrum sollten Leo Clauer, Bilal Ballout, Marc-André Böhme und Sascha Krause für nötige Ballsicherheit und Abschlüsse sorgen. All dies ging in den ersten 20 Minuten prima auf. Zumal Cedric Schulenburg die Abwehrlinie schloss. Wenn, ja wenn, da nicht zunächst einige heftige Gastgeschenke gewesen wären.

 

Clauer und Ballout luden die Gastgeber gleich zweimal unmittelbar zu freien Abschlüssen ein. Doch der TuS nutzte dies zunächst nicht. Im Gegenteil konnten man ein gutes Pressing der Luhdorfer nicht klären. Sascha Krause ließ es sich nehmen und schoss zur MTV-Führung ein. Kurz darauf war zweimal auch ein 2:0 möglich. Gerade beim Freistoß-Geschoss von Krause fischte der TuS-Keeper mit einer Monsterparade das Ding noch aus dem Winkel. Doch dann brachen 13 wilde Minute den Gästen (beinahe) schon frühzeitig das Genick. Beim Ausgleich wähnte man einen Einwurf bei sich und guckte der Aktion der Gastgeber freundlich zu, bis diese aus dem Einwurf das 1:1 gemacht hatten (24.). Kurz darauf sahen die MTVler zweifach ein Foulspiel gegen sich. Der TuS spielte trotz zwei ausgeknockten Luhdorfern clever weiter und vollendete zur eigenen 2:1-Führung (28.). Das war doppeltes Lehrgeld für den Aufsteiger. Und da nun bei Fleestedt alles blendend lief, brachten sie in der 37. Minute einen vorbildlichen Angriff mit einem Zaubertor zuende und erhöhten auf 3:1. Ein hoher Rückstand quasi aus einem Nichts bei ausgeglichenem Spiel. Dabei waren doch alle MTV-Kicker gut ins Spiel gekommen und die Spielidee der Coaches hatte auch gut gepasst. Ärgerlich. Doch dann half ein lauter Kommentar des Gegners den Luhdorfer auf die Beine: "Weiter, wir haben sie da, wo wir sie haben wollen." Für Leo Clauer & Co war das nach eigenen Aussagen die Super-Motivation für die kommenden Minuten. "Nein, genau da wollt Ihr uns garantiert nicht haben!"

 

In den Schlussminuten der ersten Halbzeit übten die Höllenberger plötzlich eine geradezu erdrückende Dominanz aus und kamen zu einer Reihe von Torchancen, die schon zur Pause für einen Ausgleich genügt hätten. Das klappte zwar nicht. Aber immerhin gelang der Anschlusstreffer. Manewald war mit seinen Defensivaufgaben als Rechtsverteidiger wohl nicht ausgelastet und staubte völlig freistehend am langen Pfosten per Kopf zum 2:3 ab (44.). Ein Game-Changer für die Kabine. "Nur" ein Tor Rückstand. Der Optimismus war nicht aufgesetzt. Die Überzeugung, das Spiel jetzt zu drehen, war allen Spielern anzumerken. Geduldig und konzentriert kam das Team dann auch gut aus der Pause. Keine Geschenke und auch keine naiven Unaufmerksamkeiten mehr. Mit einem prima Spielzug war in der 57. Minute der 3:3-Ausgleich folgerichtig fällig. Kjell Meyer nahm einen prima Pass auf, blieb am Strafraum zunächst am herauseilenden Keeper hängen. Doch Clauer hatte nachgesetzt und vollendete unter Bedrängnis die Kugel im Nachschuss unter die Latte. Für jeden Fußballer ein Wirkungstreffer, wenn einem sicher geglaubte Felle wegschwimmen könnten. "Schwimmen" war dann tatsächlich erstmal angesagt... weil plötzlich der Rasensprenger im Seevetal ansprang und das Match unterbrach. Eine Gelegenheit, die die Gastgeber zur Besprechung neuer Instruktionen nutzten. Genau mit Ende dieser Besprechung wich dann auch der Wasserdruck und das Spiel ging weiter. Mit Freistoß von der linken Strafraumkante für die Luhdorfer.

 

Na, das wär´s ja jetzt. Und tatsächlich ... die Kugel flog wie von der KI programmiert (früher hätte man gesagt "wie an der Schnur gezogen" ;-) )  ins kurze Eck. Bilal Ballout hatte optimal getroffen. 4:3 (75.). Dem anschließenden Torjubelsprint des Schützen konnte die Mannschaft kaum folgen. Spiel gedreht. Bis zur 90. Minuten schienen die Gäste es auch gut heimbringen zu können. Sammy Boel, der für Routinier Krause ins Spiel kam, sorgte bei Kontern ständig für Gefahr. Großer Druck für MTV-Keeper Niklas Rudolph kam auch nicht auf. In der (vermeintlichen) Schlussminute verwandelte Clauer nach Foul an Boel den 11er zum 5:3 (90.+1). Das musste die Vorentscheidung sein. Doch, denkste, der Schiri setzte 15 (!) Minuten Nachspielzeit an. Hoffnung für den TuS ... zumal die Luhdorfer viele "Körner" gelassen hatten und bereits Krause, Böhme, Ballout und auch Schulenburg vom Platz nehmen mussten. Zum Glück gibt der Kader das her, wenn man Kicker wie Boel, Sven Netzlaff, Luis Wedemeier oder Tobi Engel noch auf der Bank hat. Trotzdem wurde es jetzt heikel, weil der TuS natürlich alles nach vorne warf und nun auch zu einigen Großchancen kam. Prompt rutschte in 90. + 12 auch noch ein Ball durch und zum Anschlusstreffer ins Tor. 5:4. Noch drei Minuten Nervenschlacht ... doch es reichte.