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Die Formel ´50 - 25 - 0´ bringt ein 2:1!

Nun war es also soweit. Gerade einmal 1,5 Jahre nach Gründung der "U23" in der 3. Kreisklasse stand jetzt schon die Premiere zwei Ligen höher an. Direkt im Heimspiel gegen die Bezirksligareserve des Buchholzer FC, die ebenfalls aus jungen "Eigengewächsen" besteht und nach 9 (!) Siegen in Serie klar auf Aufstiegskurs liegt. Man kennt sich aus unzähligen Landesliga-Duellen der Jugendzeit. Gerade die Jahrgänge 2000 und 2003 trafen ständig in Spitzen- und Endspielen aufeinander. Die MTVler wussten also, was sie an Qualität beim BFC zu erwarten haben. Die Vorbereitung war nicht optimal, weil wetterbedingt sowohl Spiele als auch Trainingseinheiten mehrfach ausgefallen waren. Dafür waren aber nahezu "alle Mann an Bord". Wenngleich es bei Sascha Krause, Marc-André Böhme, Hendrik Arndt, Jannis Jobmann oder Luis Hessenmöller einige Fragezeichen gab. Auch die Entscheidung mit Robin Hoffmann im Tor zu beginnen, der nach 6 Monaten in den USA gerade mal eben auf mickrige 45-Minuten Spielpraxis verweisen konnte, war ein Risiko. Allerdings machte Hoffmann gerade gegen BFC-Teams stets seine besten Spiele und sowas hat man natürlich positiv im Hinterkopf.

 

Der MTV-Trainerstaff setzte auf die Formel "50 - 25 - 0". So stand es jedenfalls groß in der Kabine. Warum? In 56 Pflichtspielen seit Mannschafts-Gründung im Sommer 2021 wurden bislang 49 Siege erspielt. Davon war man in allen 24 Heimspielen bislang ohne Niederlage und hatte dabei 0 Punktverluste. Folge: Gegen den BFC konnte also der 50. Sieg und der 25. Heimsieg gelingen, sodass auf dem Höllenberg weiterhin 0 Punkte verloren gehen ... also Ziel: "50 - 25 - 0"! Dazu wollten es die MTVler aktiv angehen und stellten mit Marius Koch, Henri Manewald, Janning Dreusicke, Leo Clauer, Krause und Böhme gleich sechs Offensivspieler in die Startelf. Nur leider ging das Manöver nicht auf, weil die Buchholzer augenscheinlich einen ähnlichen Plan hatten. Jedenfalls schüttelten die Gäste das MTV-Team zu Beginn mächtig durch. Gleich der erste Angriff rauschte nur knapp vorbei. Der zweite war schon drin. 0:1 (5.). Blitzsauber rausgespielt. Und es ging mit Flügelläufen und Tempo vom Feinsten weiter. Man spürte förmlich die mangelnde Spielpraxis und Verunsicherung des Heimteams. Auch Keeper Hoffmann schien nicht sattelfest. Die Abwehrkette wackelte. Das kannte man aus der dritten und zweiten Kreisklasse natürlich nicht und es schwamm bedenklich. Ein höherer Rückstand deutete sich an.

 

Es brauchte dringend Einfluss von Außen. Das Trainerteam stellte um. Gegen den starken rechten Flügel der Gäste zog man Henri Manewald zurück. Das wirkte sofort. Denn der BFC-Spieler war zuvor enorm schnell unterwegs ... aber Manewald war noch schneller. Damit war der Angriffsschwung über rechts gestoppt. Jetzt konnten sich die Innenverteidiger Luis Hessenmöller und Serhat Ataykaya besser finden. Aber der schnelle linke Flügel des BFC musste noch "eingefangen" werden. Von dort entstand die größte Chance zum 2:0, die der BFC aber nicht über die Linie drücken konnte. Für den angeschlagenen Arndt kam nach 25 Minuten dafür Jobmann ins zentrale Mittelfeld. Dieser hat zwar auf der Position noch nicht die Qualitäten des soliden Ballverteilers wie sein etwas älterer Vorgänger aber ist dafür sehr flink und geschickt als "Balldieb". Was jetzt dringend gebraucht wurde und zum Glück aufging. Ab der 30. Minuten hatte die Heimelf plötzlich Zugriff auf´s Spielgeschehen und begann allmählich seine Comeback-Qualitäten einzubringen. Für ein eigenes Tor ist die Equipe immer gut, weil das über Jahre aufgebaute Spielverständnis jederzeit etwas Zählbares initiieren kann. Und das passierte in der 35. Minute: Dreusicke servierte butterweich auf Böhme und der ließ den Ball unnachahmlich aus 11 Metern per Kopf ins Tor segeln. 

 

Jetzt war der Kopf der Gastgeber endlich frei. Dafür hatten plötzlich die Buchholzer erkennbar einen Wirkungstreffer bekommen. Zumal nun die MTV-Defensive einwandfrei agierte. Und prompt legten die Höllenberger nach: Clauer setzte einem chancenlosen Ball auf Verdacht energisch nach. Der Verteidiger wollte den Ball gern ins Toraus trudeln lassen, doch kurz vor der Grundlinie stibitze Clauer die Kugel weg und legte schnell auf Böhme. Der umkurvte die überraschten Abwehrspieler und schlenzte aus spitzen Winkel den Ball ins Tor. 2:1 (45.). Direkt nach dem Treffer war Pause. Die Formel "50 - 25 - 0" war nun greifbar. Zu ändern war zunächst nichts. Allerdings bekam man in der zweiten Hälfte neben dem BFC plötzlich unerwartet einen zusätzlichen "Gegner". Die meisten Schiedsrichter im Kreis wissen, dass die MTV-"U23" in den Fairnesstabellen der letzten Jahre immer weit vorn liegt. Ein Durchschnitt von unter "1" bei "Gelbe Karten pro Spiel" ist Top und Platzverweise kamen aus gutem Grund nie vor. Wieso der Unterparteiische in der zweiten Hälfte einen völlig überzogenen Einfluss auf das gute, intensive aber fairer Spiel nahm ... bleibt unerklärlich. Bei erstbester Gelegenheit und ohne Vorwarnung belegte er den verdutzten Kapitän Clauer mit Gelb-Rot (57.), wobei insbesondere die erste Gelbe Karte große Fragezeichen beider Trainerbänke auslöste. Von nun an war der schöne Spielfluss der Partie dahin, denn die Luhdorfer mussten sich jetzt natürlich defensiver ausrichten. Dreißig Minuten in Unterzahl. Ohne den Kapitän. Puh. Trotzdem hatten zunächst die Höllenberger durch Böhme die größte Chance zur Vorentscheidung. Doch BFC-Keeper Ritter parierte im 1 gegen 1.

 

Die Luhdorfer Deckung wurde immer besser. Hier zahlte sich nun ganz besonders die Erfahrung der älteren Spieler wie Krause, Ataykaya und besonders Sven Netzlaff aus. Die drei agierten schlau und geschickt und führten so die jungen Mitspieler durch schwierige Phasen. Zudem war auch Robin Hoffmann voll drin. Insbesondere eine Monsterparade kurz nach dem Platzverweis sorgte für Staunen. Mit Ecken, Flanken und Fernschüssen war er sichtlich nicht mehr zu überwinden. Aber was dann in den Unparteiischen gefahren war, als er einen Zweikampf mit glatt Rot für den jungen Joshua Weseloh bedachte, blieb allen Teilnehmern und Zuschauern verborgen. Die doppelte "Bevorteilung" hielt auch die Gästebank nicht so recht für angemessen. Zumal es auf "den Rängen" nun natürlich auch noch überflüssig emotional und hektisch wurde, was es dem BFC nicht leichter machte, zum Ausgleich zu kommen. Trainer und Spieler beider Mannschaften bewahrten jedoch weitgehend Ruhe und Überblick. Schön war das Spiel natürlich nicht mehr. Aber spannend. Beim MTV kam Luis Wedemeier in die Partie, um die "Lufthoheit" im Strafraum zu setzen und auch Ole Schmerbitz kam noch zum Zuge. Bei einer letzten Chance des BFC brauchte es aber auch das notwendige Glück, dass Hessenmöller angeschossen wurde ... und dann war Schluss. Die Spieler gingen nach Abpfiff sofort in den sportlichen "Handshake-Modus" über. Ebenso die Trainer. Doch einer war plötzlich verschwunden ... der Schiedsrichter. Bemerkenswertes Verhalten. Den obligatorischen Sportgruß organisierten die beiden Teams nach kurzer Verwunderung dann selbst. Respekt! Beide Kader hatten eine prima Leistung und viel Herz auf den Platz gebracht und bekamen dafür auf den Weg in die Kabinen von allen Zuschauern eine Menge Schulterklopfen und Anerkennung.