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"Stehauf-Männchen"-Mentalität bringt 4:3!

Der Spielberichtsbogen lies es erahnen: Die Bezirksliga-Reserve der SG Scharmbeck-Pattensen wollte es in Luhdorf unbedingt wissen. Gründe und Motivation gab es für sie genug. Nur mit einem Sieg würde man selbst noch Anschluss an die Ligaspitze halten können. Außerdem hatte in Luhdorf bisher noch keine Mannschaft gegen die in 2021 gegründete "U23" gewinnen können. Und auch das verlorene Pokalfinale schrie nach einer Revanche. Also kam man nun mit einem bestens besetzten Kader an den Höllenberg. Kein Vergleich zur Vorwoche als man mit 2:4 gegen den BFC verlor. Im Gegensatz dazu hatte die MTV-Trainer größere Sorgen. Jannik Pahl und Janning Dreusicke waren unter der Woche krank. Leo Clauer und Joshua Weseloh nach den überzogenen Platzverweisen und dem Spielausfall gegen Hittfeld nun noch beide gesperrt. Mit Hendrik Arndt stand ein weiterer zentraler Midfielder angeschlagen auf der Kippe und konnte zudem beruflich wie auch Marius Koch oder Luis Wedemeier kaum trainieren. Es stand also personell wirklich nicht zum Besten. Insbesondere im zentralen Mittelfeld würde sicher improvisiert werden müssen.

 

Man entschied sich trotzdem dazu, mit Dreusicke und Arndt zu beginnen. Auch um später keine Wechselmöglichkeiten zu verschwenden, wenn es nach Einwechslungen dann doch nicht geht. Ins zentrale Mittelfeld stellte man mit Jannis Jobmann einen der jüngsten Spieler des Teams dazu, der es gegen Buchholz prima hinbekommen hatte. So konnte man die Abwehrkette unverändert lassen und erhoffte sich entsprechende Stabilität. Auch Offensiv blieb es unverändert. Zumal insbesondere die Defensive der Gäste als überwindbar gilt. Zu Spielbeginn zeigte sich schnell, dass die Gäste mit viel Übergewicht im Zentrum agieren wollten und somit unbewusst leider genau in der Achillesferse der heutigen MTV-Besetzung ansetzten. Flügelspiel fand kaum statt, da alle drei Offensivkräfte der Rot-Weißen einen starken Drang zur Mitte hatten, wo dann zudem auch noch das agile Mittelfeld der SG nachrückte. Arndt und Jobmann zog es zudem ungewollt zu sehr auseinander, so dass sich schnell Lücken ergaben. Trotzdem gingen die MTVler zunächst in Führung. Jobmann fasste sich ein Herz und zog aus der zweiten Reihe ab. Der Schuss landete an der Latte. Aus dem Rückraum startete Henri Manewald und köpfte ins leere Tor. Schöne Co-Produktion des JFV-Jahrgangs 2003!

 

Sicherheit gab es aber nicht. Gerade eigene Ballverluste im Spielaufbau machten die SG gefährlich. So entstand auch der Ausgleich. Auf rechts misslang ein Doppelpass im Spielaufbau, was schließlich zu einem schnellen Gegenstoß und Foulelfmeter führte. 1:1 (26.). Doch just bevor es noch brenzliger wurde, fasste sich Marius Koch ein Herz und konnte nur durch Foul gestoppt werden. Routinier Sascha Krause verwandelte den Strafstoß zur erneuten Führung (31.). Kurz darauf köpfte Manewald an die Latte. Auf der anderen Seite musste Keeper Niklas Rudolph mit einer unfassbaren Rettungstat die Pausenführung festhalten. Gleich zwei Spieler tauchten frei vor ihm auf und versuchten es zweimal ohne Erfolg. Wahnsinn! Noch vor der Pause versuchten die MTV-Trainer nun auf die Gästetaktik zu reagieren und nahmen die gehandicapten Dreusicke und Arndt vom Platz (41.). Lennard Gevers übernahm die rechte Seite. Ole Schmerbitz die linke Offensive. Dafür rückte der erfahrene Techniker Sven Netzlaff ins Zentrum und Henri Manewald übernahm die Außenverteidigung. Idealerweise sollten Spiel und Ballbesitz beruhigt und eigene Angriffe über schnelle Außen geführt werden.

 

Doch dieser Kniff funktionierte leider nicht wie erhofft. Vielmehr kam die Heimelf insbesondere durch die Mitte weiterhin stark in Unterzahl und somit unter Druck. Bis zur 60. Minute führten die Nachbarn die Partie drückend überlegen und der Ausgleich schien eine Frage der Zeit. Allerdings hielten die starken Innenverteidiger Serhat Ataykaya und Luis Hessenmöller gemeinsam mit dem überragenden Rudolph "den Laden" irgendwie zusammen. Das nutzte die Luhdorfer Offensive für einen sehenswerten Gegenschlag: Krause kratzte einen Ball von der Torauslinie noch in den Strafraum und dort stieg Marc-André Böhme mit Anlauf deutlich höher als die Abwehrtürme der SG und traf per Kopf zum 3:1 (62.). Trotzdem reagierte der MTV-Staff und baute das zentraler Mittelfeld erneut um. Mit Luis Wedemeier positionierte der MTV nun einen zusätzlichen Innenverteidiger als "Staubsauger" vor die Abwehr. Netzlaff ordnete nun wieder über die Außenbahn und der schnelle Manewald rückte wieder vor. Das wirkte und das MTV-Mittelfeld hatte nun deutlich besseren Zugriff. Eigentlich rechnete jetzt kaum noch jemand damit, dass die SG nochmal zurückkommt. Dann lösten die Gäste den Abwehrverbund auf und kamen tatsächlich etwas unverhofft zum 2:3 durch den Luhdorfer Jannis Wahl (78.). "Mist. Zu früh!" raunte sich das MTV-Trainergespann zu und befürchtete wohl schon den "heißen" Schlusstanz. 

 

Doch so recht wollte die Schlussoffensive der Gäste zunächst auch nicht mehr zünden. Die Heimelf stoppte die viel zu zentralen Angriffe meistens rechtzeitig. Manewald musste dagegen eigentlich freistehend das 4:2 machen und auch Krause (2) und Koch scheiterte dreimal nur knapp. Die Zeit lief für Luhdorf. Dazu ein eigener Freistoß ... doch der rutschte ab und führte im Gegenstoß ziemlich unglücklich zum 3:3-Ausgleich (86.). Ein echter Nackenschlag zur Unzeit. Zumal die MTVler schon davor die Kräfte sichtlich verausgabt hatten. Marvin Neven hatte daher auch den starken Koch ersetzt. Nicht wenige Zuschauer befürchteten jetzt eher noch ein 3:4. Doch die Gäste leisteten sich glücklicherweise eine taktische Fehlentscheidung. Laut hörbar wurde die Defensive zurückbeordert anstatt mit der Ausgleichs-Euphorie im Rücken auf den möglichen Sieg gegen gefrustete und taumelnde Luhdorfer nachzusetzen. Dadurch ermutigt bekamen die MTVler nochmal die Chance, ihre "Stehauf-Männchen-"Qualitäten auszuspielen. Prompt gab es eine letzte Ecke. Diese segelte mit einstudiertem Ablauf in den Strafraum. Sowohl Böhme als auch Krause wurden freigespielt. Krause nahm den Kopfball, der jedoch hängenblieb. Doch Manewald war zur Stelle und drückte "das Ding" über die Linie. 4:3 (90.). Danach übernahm noch Steve Schmidt die Aufgabe, das Ergebnis über die letzten Minuten zu bringen, in denen auch nichts mehr passierte. Für den ganz großen Jubel nach dem Spiel war zwar kaum noch "Benzin im Tank", zumal man wusste, dass es kein gutes Spiel UND ein sehr starker Gegner war. Trotzdem noch die drei Punkte zu schaffen, fühlte sich im Ergebnis aber sehr gut an!