Irgendwie musste ein "Dreier" in Neu Wulmstorf her. Soviel war mal klar. Klar war den Trainern aber auch, dass dies nach den unglücklichen Auftaktniederlagen beim Kreisligaabsteiger jetzt ein "dicker Brocken" und Charaktertest werden würde. Denn "über den Berg" war der Kader noch nicht. Allein mit Leo Clauer, Jannis Jobmann, Sammy Boel, Luis Wedemeier, Jannik Pahl war die Streichliste schon lang. Dazu zeigten die Corona-Infizierten noch deutliche Nachwehen und konnten teilweise erst Freitag wieder ins Training einsteigen. Wer von denen durchhalten würde ... und wie lange ... ? Das stand in den Sternen. Zumal bei hohen Sommertemperaturen. Besonders betroffen waren zentrale Positionen. Die Innenverteidiger Serhat Ataykaya und Cedric Schulenburg kamen just aus Verletzungen und die Midfielder Sven Netzlaff und Hendrik Arndt sowie Sturmführer Joshua Weseloh aus Corona. Ab der 60. Minute dürfte es schwierig und bei einem Rückstand in der letzten Phase des Spiels wohl prekär werden. Es musste also ein Plan her UND jeder einzelne würde sich diszipliniert daran halten müssen.
Die Mittelpositionen mussten sich im Spiel auch mal zurücknehmen dürfen. Sie würden in keinen Fall über 90 Minuten jeden Angriff mitnehmen können. Aber dafür musste die Konzentration auf die Defensivarbeit und auf die richtigen Abstände passen plus ... "keine gefährlichen Ballverluste". Einen Rückstand galt es unbedingt zu vermeiden. Für die Offensivmomente sollten stattdessen die Außenpositionen sorgen. Dazu wurde Angreifer Henri Manewald in die Verteidigung zurückgezogen. Unterstützt von Lennard Gevers und Janning Dreusicke war Außen somit die meiste Power unterwegs. Mit Marius Koch dazu noch ein weiterer Außenspieler. Das bedeutete dort meistens Überzahl. Spätestens wenn Sascha Krause noch für Überlagerungen in Ballnähe sorgte. Von Beginn an agierten alle MTVler überaus diszipliniert. Bedächtiger Spielaufbau bis die Positionen gut besetzt waren. Viele Ballkontakte. Dies und der sehr aufmerksame Keeper Robin Hoffmann sorgten zusehends für Sicherheit im MTV-Spiel. Und nach der ersten Abtastphase ging es plötzlich blitzschnell. Der schöner Flügelwechsel von Krause erreichte Dreusicke. Nach gewonnenen Dribbling legte dieser auf Joshua Weseloh ab, der den Ball nochmal schön am Abwehrbein herumlegte und aus 7 Metern trocken verwandelte (16.).
Kurz darauf ging der Flügeleffekt erneut auf. Die Höllenberger schafften wieder Überzahl am Flügel und kombinierten sich gut durch. Bei der Flanke von Netzlaff hatte die TVV-Abwehr den unbemerkt von weit hinten bis in den Strafraum nachrückenden "Außenverteidiger" Manewald komplett übersehen. Also köpfte "das Phantom" die Kugel zum 2:0 ein (20.). Das war natürlich ein Spielverlauf nach Maß für die Gäste, die bis zur Pause auch weiterhin den Rhythmus vorgeben und sich Ruhephasen nehmen konnten. Immer wieder gelang es über längere Strecken das Tempo zu verschleppen. Für die mitgereisten Zuschauer war es sicherlich kein "Feuerwerk", wenn der Ball minutenlang und unspektakulär durch die eigenen hinteren Linien lief. Sorry. Aber nun wollten und durften die Luhdorfer die gute Ausgangslage nicht wegschenken. Zudem wollten auch die TVVler nicht ständig umsonst hinter der Kugel herlaufen oder in einen Konter rennen. Das änderte sich erst nach der Pause. Zunächst gab es aber eine Schrecksekunde für die Höllenberger. Marius Koch bekam zur Pause Schwierigkeiten mit der Atmung und musste vorsichtshalber zur Kontrolle ins Krankenhaus. Für ihn kam Marvin Neven. Und dann stellten die Gastgeber zur zweiten Halbzeit offensiver auf. Entsprechend tiefer und in Viererformationen musste sich nun die MTV-Abwehr postieren.
Im Strafraum der Blau-Weißen wurde es nun "munterer". Doch der präsente und sichere Keeper Hoffmann pflückte viele Bälle durch geschicktes Mitspielen schon bevor es gefährlich wurde. Oder Ataykaya beseitigte konsequent alle Aktionen, die doch mal an den Vorderleuten vorbeikamen. Er war in dieser Phase einfach überall wo es brannte. Klasse! Echte Torchancen des TVV gab es keine. Trotz Feldüberlegenheit. Ab der 75. Minute ging dann allerdings tatsächlich bei einigen MTVlern wie erwartet "das Licht aus". Schulenburg konnte mit Krämpfen nicht mehr weiterspielen. In der 82. Minute ereilte Arndt das gleiche Schicksal. Doch Luis Hessenmöller und Tobias Engel waren sofort gut im Spiel. Allmählich ließen Hoffnung und Kraft bei den Gastgebern nach, sodass sich die Höllenberger wieder häufiger befreien konnten und gute Umschaltmomente hatten. Großchancen von Krause, Neven, Manewald und Dreusicke konnten die Entscheidung bringen. Doch schließlich war es erst erneut Weseloh, der nach schönem Pass von Krause auf´s Tor zulief, den Torwart versetzte und überlegt zum 3:0 (88.) einschob. Ole Schmerbitz sorgte noch für Entlastung in der 5 minütigen Nachspielzeit und dann waren die ersten drei Punkte 2024/25 auf dem Konto. Verdient und Dank einer sehr disziplinierten Teamleistung, wo JEDER der eingesetzten Kicker die gestellte Aufgabe 1:1 umsetzte. So geht´s. Charaktertest bestanden! Weiter so!