Würde der TSV Stelle auf eigenem Platz etwa zum Angstgegner? Oder werden sich die Höllenberger diesmal mit aller Macht dagegen wehren? Darum ging es heute. Und natürlich um die Frage, ob sich die MTVler nach dem verpatzten Saisonstart wieder vorarbeiten können? "Die Steller waren in den letzten Heimspielen (Bem.: 2:3, 1:1) gegen uns bestens eingestellt, hatten unseren Spielansatz ideal gespiegelt und dafür gesorgt, dass sich die Partien für uns echt mies anfühlten," erläuterte Coach Michael Arndt. Das MUSSTE diesmal anders sein. Zumal die MTVler auch endlich wieder in akzeptabler Personalbesetzung in die Begegnung gehen konnten. Klar, es fehlen mit Josh Weseloh, Marius Koch, Jannik Pahl oder Jannis Jobmann immer noch wichtige Stützen. Aber das sind vier ... und nicht mehr neun, zehn oder elf fehlende Kräfte wie in den letzten Wochen. Und tatsächlich kamen die Gäste bei strömenden Regen sehr eindrucksvoll in die Partie. Von Beginn an setzte jeder Kicker die geforderte Aufgabe prima um. Gerade im Mittelfeld unterband das Trio Sven Netzlaff, Hendrik Arndt und Janning Dreusicke den Spielansatz der Gastgeber von Beginn an erheblich. Insbesondere Dreusicke erwies sich in der zugewiesenen Sonderrolle als überaus wirkungsvoll.
Aus den letzten beiden Siegen hatten die Gäste zudem offensichtlich wieder mehr Selbstvertrauen gezogen und zeigten sich diesmal auch spielerisch klar verbessert sowie viel ball- und kombinationssicherer. Dazu trug die sichere und glasklar agierende Abwehrlinie um Luis Wedemeier erheblich bei. Auch im Spielaufbau agierten Luis Hessenmöller und Serhat Ataykaya von dort aus sehr sicher und variabel. Lange Bälle auf diesmal zwei Spitzen, Marc-André Böhme und Leo Clauer, wechselten sich ab mit guten Passagen durch das Mittelfeld. Allerdings fielen die weiten Bälle auch von Keeper Niklas Rudolph oft zu lang und ungenau aus. So konnten zunächst keine entscheidenden Fehler der Steller Innenverteidigung provoziert werden. Insgesamt war die TSV- Viererkette aber trotzdem durch sehr viel Laufarbeit in vielen direkten Duellen gefordert. Bis auf wenige Situationen stand die Heimelf defensiv jedoch zunächst tadellos. Das MTV-Team hatte zwar klar die Spielkontrolle und eine hohe spielerische Überlegenheit. Aber der Output an echten Torchancen war bis zur Pause noch gering. Lediglich Henri Manewald und Cedric Schulenburg kamen einem Torerfolg jeweils recht nah.
Trotzdem hatte man am Spielfeldrand das gute Gefühl, dass den Gastgebern das intensive Spiel irgendwann an die Substanz gehen würde. Das war auch die Stimmung in der Pause. Kein Gefühl von "Angstgegner". Vielmehr die klare Überzeugung, dass sich bald die notwendigen Lücken ergeben werden. Zumal man offensiv noch richtig nachlegen konnte. Zwar hatten die TSVler die Abwehrreihe zur zweiten Hälfte etwas neu angeordnet und abgesichert. Aber in der 50. Minute betrat Routinier Sascha Krause die Bühne. Und kurz darauf folgte der erhoffte Abwehrfauxpas. Der gezielte Schlag von Keeper Niklas Rudolph kam durch und Krause ging allein auf den TSV-Keeper zu. Da bringt er zu viel Erfahrung und Qualität mit, um sich das entgehen zu lassen. Am Keeper vorbei, kurz hochgeschaut und dann mit links an den vorbeigrätschenden Abwehrspielern vorbei ins verwaiste Tor. 1:0 (55.). Die Heimelf wechselte sofort offensiv und hatte etwa zehn Minuten lang seine beste Phase des Spiels. Nun waren die Höllenberger auch defensiv echt gefordert und verloren kurz die gute eigene Linie. Doch mit einer kleinen Umstellung sowie einem offensiven Wechsel beendeten die Gäste diese Phase zum Glück recht schnell. Kapitän Clauer zog sich ins Mittelfeld zurück und der flinke Sammy Boel kam von der Bank.
Boel hatte schon in Tostedt für den Siegtreffer gesorgt und brauchte auch diesmal nicht lange, um einen erfolgreichen Angriff einzuleiten. Sein Anspiel erreichte Schulenburg an der linken Strafraumkante. Der erspähte, dass der TSV-Keeper nicht ideal postiert war und schlenzte die Kugel in Toni Kroos-Manier ins lange Eck. Witzigerweise hatte Schulenburg die Arme bereits oben bevor der Ball überhaupt die Linie überquerte ... da war er sich wohl sehr sicher, dass er optimal gezielt hatte. Mit dem 2:0 (77.) war die Vorentscheidung gefallen auch wenn es in der Schlussphase nochmal etwas hektisch wurde. Zunächst machte Boel per Konter und schöner Vorarbeit von Krause in der 87. Minute mit dem 3:0 "den Deckel d´rauf". Dann bahnte sich etwas verständlicher Frust bei den Gastgebern aus. Dies führte beispielsweise dazu, dass der Ball nicht ins Aus gespielt wurde, als ein MTV-Kicker verletzt am Boden lag. Kapitän Clauer grätschte den Angriff schließlich weg, war dabei eindeutig am Ball ... und kassierte dennoch eine zweite gelbe Karte. Also Platzverweis, was die Gästebank als nicht berechtigt empfand. Zumal die erste gelbe Karte aus der ersten Hälfte schon überzogen schien. Eine anschließende kleine "Rudelbildung" war nervig aber harmlos. Das Spiel war ja längst durch. "Ein mehr als verdienter Sieg," meinte Trainer Thorsten Hänel. "Wir schauen jetzt weiter von Spiel zu Spiel."